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„Magdas Weg – Das Mädchen und der Mönch“ Im August erschienen: der neue historische Roman von Frerich Ihben. In eine ungestüme Epoche entführt Frerich Ihben die Leserinnen und Leser seines neuen Romans: an den Beginn der Neuzeit. Markstein ist die durch Martin Luther entfachte Reformation. Die Wartburg, Worms und Wittenberg sind Orte, die (als Schlagworte) jeder kennt. Doch was uns heute, fünf Jahrhunderte später, als ferne Historie anmutet, war damals auch: Aufruhr. Widerstand. Bürgerkrieg. Denn die als Kirchenreform gedachte Reformation wurde schnell zu einer geistlichen Revolution mit weitreichender Sprengkraft. Die Erschütterungen dieses gesellschaftlichen Erdbebens erfassten auch Ostfriesland. Ein unsicheres Ostfriesland im Umbruch: In diese Szenerie schickt Frerich Ihben seine Protagonisten auf eine abenteuerliche Reise in: „Magdas Weg – Das Mädchen und der Mönch“. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein: das Mädchen Magda und der Mönch Clemens. Mitten in den Wirren der Reformationszeit kreuzen sich im Winter 1533 ihre Wege in Ostfriesland. Beide sind auf der Flucht – und auf der Suche. Die junge Magda sucht ihre Eltern und Schwestern, von denen sie als Kind gewaltsam getrennt worden ist. Als die Stiefeltern sie verkaufen wollen, gelingt es Magda, mit Pferd und Wagen des Stiefvaters zu entkommen. Der Zisterziensermönch Clemens musste sein Heimatkloster Ihlow verlassen: Die ostfriesischen Grafen hatten es, auch als Machtdemonstration, erst enteignet und dann abreißen lassen. Clemens sucht die Gemeinschaft seiner Glaubensbrüder. Sein Ziel ist die Primarabtei Clairvaux in Frankreich. In einer verschneiten Waldhütte trifft das gegensätzliche Paar aufeinander – und muss sich zusammenraufen. Das Mädchen und der Mönch beschließen, ihren Weg zunächst gemeinsam fortzusetzen. Es wird ein Weg sein, der voller Gefahren steckt – aber auch voller Überraschungen … Eindrucksvoll zeigt der Autor die gesellschaftlichen Gegensätze von damals auf. Die unterschiedlichen Glaubensrichtungen gingen nur sehr selten tolerant miteinander um. Doch trotz aller Widrigkeiten steht im Vordergrund die Fürsorge und Nächstenliebe, die Magda und Clemens ihren Mitmenschen geben – und die sie auch von ihnen erfahren dürfen. Fazit: Eine herausfordernde Zeit, die Frerich Ihben in seinem neuen Werk lebendig werden lässt. Über den Roman hinaus bietet das Buch hilfreiche Informationen in seinem Anhang: So erläutert – von Abt bis Zisterzienser – ein ausführliches Glossar wichtige im Text vorkommende Begriffe. Eine Literaturliste legt die Quellen des Verfassers offen und ermuntert, selbst in die Materie einzutauchen. Schließlich lädt Bernhard Buttjer, Vorsitzender des Klostervereins Ihlow e.V., in seinem bebilderten Geleitwort dazu ein, die heute noch existierenden (und anschaulich aufbereiteten) Spuren des einst stolzen Klosters zu entdecken. Schon die „Imagination der Klosterkirche“ ist einen Ausflug nach Ihlow wert.

 Textauszug aus "Magdas Weg":

 

Er musste wohl eine längere Zeit diesen Gedanken nachgehangen haben, da er beim Aufschauen Magdas fragenden Blick auf sich gerichtet sah. Sein Versuch, weitere Fragen an das Mädchen zu richten, schlug fehl und endete in ein paar krächzenden Lauten und einem vernehmlichen Räuspern. Entschuldigend hob er die Arme als Geste seiner Hilflosigkeit.

 

Für einen Sekundenbruchteil zeigte sich der Hauch eines Lächelns auf dem Gesicht des Mädchens mit der sonst so tieftraurigen Ausstrahlung.

 

„Speck – willst du essen?“, Magda zeigte auf eines der Gefäße. Tatsächlich hatte Clemens großen Hunger. Der lange Fußweg und die Kälte hatten seinen Reserven mächtig zugesetzt. Ungewollt hatte Magda ihm die Brücke gebaut, die ihn aus der Sprachlosigkeit half. Er lächelte ebenfalls und antwortete: „Danke, sehr gerne, aber ich will nicht, dass du zu wenig hast.“ Mit der rechten Hand deutete das Mädchen auf zahlreiche Gefäße, die in der Nähe des Herdes standen. „Sehr viel, alle sind voll.“

 

Das mangelnde Sprachvermögen Magdas war Clemens sofort aufgefallen, trotzdem verstand er erstaunlich gut, was sie ihm vermitteln wollte. Es lag daran, dass jedes Wort im Einklang mit der Körpersprache stand. So ersetzten Blick und Haltung oft fehlende oder ungenau artikulierte Worte. Aus diesem Grund unterstellte Clemens ihr eine Aufrichtigkeit, die zu keiner Lüge fähig war.

 

Er war überzeugt, dass es eine andere Erklärung für den großen Vorrat an Essbarem gab, als die, dass dieses Mädchen mit dem verunstalteten Gesicht die Straftat begangen hatte.

 

Alles, was sie ihm anvertraut hatte, konnte sie nicht erfunden haben. Er war entschlossen, ihr zu glauben.

 

Behände schnitt Magda einige Streifen von einer getrockneten Speckseite ab und deutete auf die Bank. Clemens nahm die Einladung wortlos an und setzte sich an den groben Holztisch.

 

Während er sich über Speck und Bier hermachte, bewegte sich Magda in Richtung Tür. „Die Tiere“, sagte sie.

 

Clemens verstand auch dies. Da draußen musste es also Tiere geben, die es zu versorgen galt. Welche das waren und alle weiteren Dinge, die er noch zu wissen begehrte, würde sie ihm schon erzählen. Fürs Erste reichten die Neuigkeiten, die er erfahren hatte.

 

‚Sie weiß eigentlich kaum etwas von mir‘, ging es ihm bei der Mahlzeit durch den Kopf. Sie würde auch nicht fragen. Dazu war sie zu ängstlich. Aber wie sollte er sein Leben und sein Auftauchen hier im Wald erklären? ‚Ich muss ganz einfache Worte finden‘, war seine Erkenntnis. Und in der Tat, mit dem Sprachgebrauch der Klosterbrüderschaft würde er das schlichte Gemüt des Mädchens überfordern.

 

Nachdem die Tiere ihr Futter bekommen hatten und Clemens in Erfahrung bringen konnte, dass es sich um ein altes Pferd und ein paar verwilderte Hühner handelte, die erstaunlicherweise noch keinen Attacken der Füchse zum Opfer gefallen waren, saßen sich die beiden eine Weile gegenüber. Kein weiteres Wort wurde gesprochen.

 

In Clemens‘ Kopf trugen zwei alte Bekannte wieder den Kampf aus, der ihm schon manche schlaflose Nacht bereitet hatte. Beide nannten sich „Gerechtigkeit“, ihre Namenszusätze lauteten „Die irdische“ und „Die göttliche“. Clemens vertraute dem Zweiten mehr, aber der Erste tönte mit überzeugender Stimme: „Das hier ist meine Sache! Du musst dafür sorgen, dass dieses Mädchen vor ein Gericht gestellt wird. Nur das kann die Wahrheit herausfinden. Ist sie schuldig, bekommt sie ihre Strafe, wenn nicht, ist sie frei.“

 

Die „Göttliche Gerechtigkeit“, meldete sich zu Wort, leise aber nachdrücklich formulierte sie ihre Sicht: „Schau sie dir genau an, die sogenannte Gerechtigkeit der Grafen und ihrer Verwaltung. Was hat sie dir angetan? Was den anderen Brüdern? Willst du ihr wirklich trauen? Sie will einen Schuldigen, ein Urteil. Dem Pöbel will sie ein Schauspiel bieten, wenn irgendjemand aufs Schafott geführt wird! Bilde dir selbst dein Urteil und handele danach!“

 

Zum Glück musste er nicht sofort eine Entscheidung treffen. Es war wieder Schnee gefallen und eine Überstellung des Mädchens war somit fürs Erste nicht möglich.

 

Magda indes hatte mit den Bildern des Vortags zu kämpfen. Die schnelle Abfolge neuer Erlebnisse hatte bisher dafür gesorgt, dass sie weitgehend verdrängt wurden. Jetzt trafen sie das Mädchen mit voller Wucht, standen grell und unverrückbar im Raum. Alles war wieder da. Die Schreie, die Flüche und die Drohung: „Keinen Finger hast du gerührt, das wird dir noch leidtun!“ Er war immer noch da. Vielleicht war er tot, aber nicht in ihren Gedanken – der alte Widerling, der Hurenbock, ihr Stiefvater. Er quälte sie weiter, egal, wie weit entfernt er auch war, hier in der diesseitigen Welt oder im Jenseits.

 

Erst als der kurze Winternachmittag sich mittels dunkelgrauer, schneebeladener Wolken anschickte, noch früher als üblich dem Abend das Feld zu überlassen, fanden Magda und Clemens einige Worte, stellten Fragen, versuchten Antworten zu geben.

 

Auch wenn Clemens sich zunehmend in der Lage sah, Magdas Satzfragmenten einen Sinn zuzuordnen, die Verständigung blieb schwierig. Er selbst tat sich schwer, dem Mädchen zu verdeutlichen, was ihn hierher geführt hatte. Während er die passenden Worte in seinem Gehirn zu verständlichen Sätzen zu ordnen suchte, zeigte als Zeichen der Anspannung seine Stirn Falten. Mehrfach seufzte er tief und zog die Schultern hoch. „Wir Mönche werden vertrieben“, begann er seine sorgsam überlegte Erklärung und fügte hinzu: „Die Landesherren wollen uns den neuen Glauben aufzwingen und reißen unsere Klöster nieder.“ Nach einer längeren Pause, in der er in Magdas Blick die Bestätigung suchte, dass sie ihn verstand, fügte er hinzu: „Ich halte mein Gelübde und will zu meinen Brüdern, die noch frei sind.“

 

Magda nickte verständig. Clemens hatte im ruhigen Tonfall gesprochen und sie dabei angeschaut. Auch wenn nicht jedes Wort des Gottesmannes ihr geläufig war, der Kern der Botschaft war von ihr aufgenommen worden. Dieser Mann war ein Geflüchteter, genau wie sie.

 

2021, Verlag Enno Söker, Esens      ISBN 978-3-941163-35-5       252 Seiten,                14 Euro

 

Ab März 2024 wird mein erster Roman "Weit weg ist so nah" nicht mehr angeboten. In den vergangenen fast acht Jahren sind sieben Auflagen erschienen. Nun wird es Zeit, sich um neue Dinge zu kümmern.

Danke an alle treuen Leserinnen und Leser und an das Team vom Geest-Verlag.

Anthologien

An einem Schreibwettbewerb teilzunehmen und dadurch einen Beitrag in einer Anthologie zu platzieren, ist immer eine Herausforderung.

In der abgebildeten Anthologie "Moorgezeiten", herausgegeben von Dirk Röse und dem Emslandmuseum, haben alle Beiträge, ob Lyrik oder Prosa einen Bezug zum Moor.

 

 

Weitere Anthologien mit meinen Texten findest Du auf der folgenden Seite "Gemeinsames". In den dort aufgeführten Büchern wurden sowohl Ingrids als auch meine Beiträge veröffentlicht.